"When I am tired & think I´m cold, I hide in my music, forget the day."
                                             (Tom Scholz)


MAINSTREAM (also Pop, Reggae, Soundtracks und dergleichen)


BEE GEES: "Odessa" (Polydor 1969):
Klicke den gelben Balken für eine komplette DiscographyNeben "Main Course" von 1975 und dem Soundtrack-Album "Saturday Night Fever", stellt dieses Konzeptalbum einen weiteren Meilenstein in der langjährigen Bandgeschichte der Bee Gees dar; ähnlich wie Main Course besticht diese Platte durch ihre zahlreichen musikalischen Stile auf einer Länge von 63 Minuten (somit das längste Album der Bee Gees bis dato!): hierbei reicht die Palette von gleich 3 instrumentalen Stücken (was eigentlich ungewöhnlich für die Gebrüder Gibb ist!!), namens "With All Nations", "Seven Seas Symphony" und "The British Opera" über Balladen ("The First Of May" und dem Klassiker "Lamplight"; 2 Songs, die der Anlaß für Robins späteres Ausscheiden aus der Band sein sollten) und Country-Songs ("Marley Purt Drive") bis zu einem echten Square-Dance ("Give Your Best") und Experimentellem ("Edison", "Suddenly" und "Whisper, Whisper"). Auch die Aufmachung ist außergewöhnlich: im Gegensatz zum billigen Druck der modernen CD-Ausgabe, besaß das Doppelalbum in Schallplatten-Form einen roten Samteinband verbunden mit dem Schriftzug in goldenen Lettern; für viele Zeitgenossen galt "Odessa" gar als noch besser als The Who´s "Tommy", das ja ebenfalls als Konzeptalbum angelegt war. Die Bee Gees erreichten mit dieser Platte ihren ersten Höhepunkt im Laufe ihrer Karriere: diese LP war dermaßen "perfekt", sodaß sämtliche Nachfolgeproduktionen angesichts der Größe von "Odessa" hätten kläglich scheitern müssen. Insofern  scheint es so gesehen richtig wohltuend für die Brüder Gibb gewesen zu sein, daß diese LP auch eine Art Zäsur in der Bandgeschichte darstellte: kurz darauf verließ nämlich Robin (der Zwillingsbruder von Maurice) die Band für seine (1-jährige) Solokarriere, während der Rest der Brüder in der Versenkung verschwand, ehe man im Laufe der frühen 70er wieder zu dritt Fuß fassen konnte; die 3. Phase (rechnet man jene Anfangstage in Australien dazu) hatte begonnen, welche in "Main Course" schließlich ihren absoluten Höhepunkt finden sollte.....

 


BEE GEES: "One Night Only (Polydor 1999):
Klicke den gelben Balken für eine komplette DiscographyÄhnlich wie Pink Floyds "Pulse" (siehe nächster Eintrag) bietet diese Platte sämtliche Hits der Gebrüder Gibb in superben Live-Versionen, die im Rahmen der One Night Only - Tour mit brandneuer Bee Gees - Begleitband eingespielt wurden. Der Bogen spannt sich hierbei von ihren allerersten Hits (z.B. "In The Morning", "And The Sun Will Shine" und "New York Mining Desaster 1941", die in einem tollen Medley dargeboten werden), über ihre absoluten Knüller der Saturday Night Fever-,/ Disco-Ära ("How Deep Is Your Love", "Stayin` Alive", "Night Fever" etc.), über Songs, die die Bee Gees eigentlich für andere Künstler geschrieben haben (die Brüder singen hier z.B. Frankie Vallis "Grease" oder Dionne Warwicks "Heartbreaker") bis zur (zu diesem Zeitpunkt natürlich!!) aktuellen Platte "Still Waters". Ein zusätzlicher Höhepunkt stellt Gastsängerin Celine Dion dar, die gemeinsam mit den Gibbs "Immortality" intoniert. Somit stellt diese Platte eine große Werkschau der Bee Gees dar, die einerseits ein guter Einstieg für Neulinge ist, und andererseits den wahren Fans nach längerem wieder eine waschechte Live-Platte beschert, die zeigt, daß die Gibbs auch vor Publikum zu überzeugen wissen. Zusätzlich zu dieser Platte erschien das VOLLSTÄNDIGE Konzert auf Kaufvideo und eine limitierte Edition (die mit dem grauen Cover), die eine Extra-CD mit 6 zusätzlichen Songs jenes Abends beinhaltet, die zeitlich nicht mehr auf die erste Ausgabe von "One Night Only" passten (diese Extra-CD erschien in Australien übrigens  als Maxi-CD; also keinen Ärger aufkommen lassen, wenn man sich bereits die "braune" Edition dieser Scheibe zugelegt hat: Ihr braucht Euch nicht um teures Geld wegen 20 zusätzlichen Minuten "One Night Only" nochmals kaufen!!)

PINK FLOYD: "Pulse" (EMI 1997):
Wie der dazugehörige Werbetext so treffend verspricht, beschert diese Platte der werten Zuhörerschaft Pink Floyd´s Greatest Hits, und das in wahrlich außergewöhnlich superben Live-Versionen. Aufgenommen während der Division Bell - Tournee des Jahres 1994, spannt sich der musikalische Bogen auf der 1.CD von Pink Floyd´s Debut von 1967 ("Astronomy Domine"), über ihre Hits der 70er Jahre (z.B. "Shine On You Crazy Diamond") und dem Pink Floyd - Meilenstein "The Wall" ("Another Brick In The Wall") bis zu den Songs der damaligen aktuellen Platte (mein absolute Favourite ist hierbei wohl "High Hopes"), nämlich "The Division Bell". Die 2. CD (also eigentlich der 2. Teil des Abends) hingegen beschäftigt sich ausschließlich mit Pink Floyd´s Opus Magnum "Dark Side Of The Moon" von 1975 (diese Platte stand über 600 Wochen in den amerikanischen Billboard-Charts und gelangte so in das Guiness Book of Records!!), das solche Klassiker wie "Money", "Us and Them" oder "Time" enthält. Für mich stellt diese Platte eine  Reise in meine eigene Vergangenheit dar, stand ich doch selbst während genau dieser "Division Bell - Tour" gemeinsam mit zigtausend anderen Fans auf dem Wiener Neustädter Flugfeld, um den Klängen dieser außergewöhnlichen englischen Band zu lauschen. Und jeder, der diese Live-Platte hört, wird erkennen müssen, was für tolle Musik Pink Floyd schon immer zu zaubern vermochten (wenn man davon nicht schon längst überzeugt war, dann wohl spätestens jetzt!!).....!!


CHRISTIAN BRUHN: "Captain Future (OST)" (Kolosseum Schallplatten 1995)
KLicke den gelben Balken für die Titelmelodie im MIDI-FormatZu jedem erfolgreichen Film bzw. (wie in diesem Falle) TV-Serie gehört ein erfolgreicher Soundtrack. Die Musik zu meiner absoluten Lieblings-Serie (siehe dazu auch meine Section TV-Film) stammt aus der Feder des Deutschen Christian Bruhn, der seines Zeichens für die Komposition erstens zahlreicher Schlager der 60er und 70er (z.B. Drafi Deutschers "Marmor, Stein & Eisen") und zweitens für den Soundtrack vieler anderer TV-Serien (z.B. Oliver Maas, das Titel-Lied von "Wickie" bzw. das von seiner Frau Erika intonierte Titel-Lied von "Heidi") verantwortlich zeichnet. Ihr werdet Euch vielleicht fragen, wie eine japanische Zeichentrickserie zu einem deutschen Soundtrackkomponisten kommt. Tja, in den späten 70ern, als Captain Future entstand, war es üblich, bei Zeichentrickfilmen sowohl Musik als auch Sprache auf einer einzigen Spur abzumischen. Deswegen mußte nicht nur für die deutsche, sondern auch für alle anderen europäischen Fassungen (also: England und die franz.- und span.-sprachigen Länder) neue Scores komponiert werden. Somit unterscheidet sich dieser Soundtrack radikal von jenem der Original-Fassung: herrschten in Japan ziemlich verrückte Jazzklänge vor, so kommt die Musik des Christian Bruhns einem Soundtrack für einen SciFi-Film schon bedeutend näher: sehr "spacige" Musik, die vor allem durch den starken Einsatz diverser Synthesizer und Keyboards lebt, ist Bruhn mit dem Soundtrack zu Captain Future ein noch heute gültiger Score gelungen (man denke nur an Phil Fuldner, der Teile des Scores 1998 in modernen Technoklängen wiederveröffentlichte!) , der obendrein auch noch die Stimme von Ehefrau Erika Bruhn (die zweite Hälfte des Schlager-Duos "Gitte und Erika"!!) beinhaltet ....  und hätten die deutschen Produzenten nicht damals darauf bestanden, daß der Gesang ohne Text auskommen solle, hätte die Musik wohl noch einen weiteren interessanten Aspekt hinzugewonnen.....!! (Um Euch ein Bild von dieser wundervollen Musik zu vermitteln, habe ich hier auf meiner HP noch das Titel-Lied im MIDI-Format hinzugefügt - wer aber das Original hören möchte, der soll sich die CD selber kaufen; schließlich möchte ich hier keine Copyrightverletzung begehen!!)


MIKE OLDFIELD: "Tubular Bells" (Virgin Records 1973):
Klicke den gelben Balken für eine komplette DiscographyDer Name Mike Oldfield ist in der Musikgeschichte untrennbar mit seinem Opus Magnum "Tubular Bells" von 1973 verbunden, welches ihn erst 19-jährig zum Weltstar machte [in spieltechnischer Hinsicht ist vor allem seine markante Gitarrenarbeit (auf seiner roten Fender) hervorzuheben!]. Nach Oldfields ersten musikalischen Gehversuchen als Folk-Duo Sallyangie mit seiner Schwester, wurde Mike von Kevin Ayers für dessen Band "Kevin Ayers and the Whole World" als Bassist engagiert. Die Instrumentalbesetzung von The Whole World inspirierte das "orchestrale Denken" von Mike dermaßen, sodaß er ab 1971 damit begann, mit "rocksinfonischen" Kompositionen zu experimentieren. Hiezu präparierte er den Löschkopf auf einem geliehenen Kassettenrekorder so weit, daß Mehrspuraufnahmen möglich wurden! Hierbei spielte er alle Instrumente selber (eine Eigenart, die später auch Stevie Wonder und Lenny Kravitz praktizieren sollten!) ein. Nachdem nun Oldfield solchermaßen neun Monate an einem Demoband gearbeitet hatte, legte er es 1973 dem gerade neugegründeten Virgin-Label vor, wo er mit seinem 50-minütigen Werk große Begeisterung hervorrief. In Folge nahm Oldfield das Material auf Tonband auf, wobei er rund 20 Instrumente spielte und ca. 2000 (!) Overdubs machte. Veröffentlicht wurde "Tubular Bells" am 25.5.1973, und die Kritiken auf beiden Seiten des Ozeans überschlugen sich förmlich; es schien fast, Mike Oldfield hätte mit seinem sinfonischen Werk ein neues Musikgenre geschaffen: eine rocksymphonische Komposition, dessen Hauptthema (das Piano-Motiv des Intro) sich in vielen Variationen darbot, ohne auf minimalistische Einflüsse anderer Genres zu verzichten. Die Musik dürfte sogar so gut bei der Zuhörerschaft angekommen sein, daß -  ohne Zustimmung des Komponisten -  gar ein kurzer Ausschnitt von Tubular Bells im Horrorstreifen "Der Exorzist" von William Friedkin verwendet wurde; und selbst heute - nach sovielen Jahren - hat "Tubular Bells", das Mike Oldfield mittlerweile insgesamt dreimal (!) - auf den modernen Standard gebracht - überarbeiten sollte, nichts von seinem Reiz eingebüßt....

AMERICA/ JIMMY WEBB: "The Last Unicorn (OST)" (Virgin 1982):
Ein weiterer Soundtrack in meiner "Must Have" - Liste, auch dieses Mal stammt die Musik aus der Feder eines bereits etablierten Songautors, nämlich Jimmy Webb, der vor allem während der 60er und frühen 70er erfolgreich seine Kompositionen an den Mann zu bringen wußte (bestes Beispiel hierfür ist wohl "Mc Arthur Park", intoniert vom berühmten englischen Schauspieler Richard Harris). Während die erste Seite jene 6 wunderschönen, ja fast filigranen Songs beinhaltet, die von der damals relativ bekannten Country-Pop-Band America interpretiert werden (obgleich auch in diesem Falle die Songs aus Webbs Feder stammen) - hierzu gehören der bekannte Titel-Song, "Walking Man´s Road" und jene beiden Songs, die im Film vom Prinzen und dem Einhorn in Frauengestalt vorgetragen werden ("That´s All I´ve Got to Say" & "Now That I´m a Woman"), gehört die zweite Seite ausschließlich dem bombastischen Score von Jimmy Webb, der gekonnt den Handlungsverlauf der Geschichte zu tragen vermag. Trotz der relativen Kürze des Albums (es dauert gerade mal 38 Minuten!) und der Schwierigkeit, dieses Album in einem Laden zu erstehen (dabei ist es 1982 bei Virgin Records erschienen!), ist es in meinen Augen ein Album, das einen bereits wundervollen Film (siehe auch meine Section TV-Film) noch wundervoller werden läßt, und somit in keiner Plattensammlung fehlen darf.....!

PET SHOP BOYS: "Discography" (EMI 1991)
Zu dieser Band ist eigentlich nichts mehr zu sagen, vielleicht soviel, daß dieses englische Duo - das sich tatsächlich in einem Pet Shop kennengelernt hat! - seit Beginn der 80er Jahre gute Popmusik gepaart mit fröhlichen Disco-/Synthiesounds und vorwiegend positiven Texten vermitteln. Entsprechend dem Titel bietet diese Platte dann auch sämtliche Single-A-Seiten, die die beiden Jungs zwischen 1985 (die 2. Fassung von "West End Girls") und 1991, eben dem Jahr des Erscheinens dieser Compilation veröffentlicht haben. Hierbei finden solche Klassiker  wie "It´s A Sin", "Domino Dancing" und "Heart" genauso wie weniger bekannte Songs wie "DJ Culture" , mein Favourite "Jealousy" und "It´s Alright". Zusätzlich gibt es noch den Song "Was It Worth It?", einen Song, der bis zu jenem Zeitpunkt noch unveröffentlicht war. Alles in allem eine Platte, die auf einer Länge von 75 Minuten unbeschwerte und lebensbejahende Musik vermittelt, die man einfach lieben muß......!!

 
 
 
 

MOONDOG: "Moondog" (CBS 1995):
Ihr werdet Euch vielleicht wundern, was eigentlich ein Jazzkünstler in dieser Liste zu suchen hat; doch ist das Ganze ganz leicht zu erklären: kann ich ansonsten dem Musik-Genre Jazz nur wenig abgewinnen, so mag ich die musikalische Vision Moondogs - ein Amerikaner mit norwegischen Wurzeln, der sich erstens dementsprechend kleidet, und zweitens seit einem Unfall in früher Jugend blind ist - umso mehr. Moondog, mit bürgerlichem Namen Louis Hardin, verbindet hierbei gekonnt Jazzelemente mit klassischen "Versatzstücken", und erschafft damit zahlreiche kleine Meisterwerke mit so klingenden Namen wie "Symphonique #3", "Minisym #1" oder "Lament #1". Diese Platte stellt hierbei eine Zusammenfassung von Moondogs ersten beiden Platten bei "CBS" dar: "Moondog I" von 1969 vereint die "symphonischen" Werke Hardins, wovon wohl "Lament I" der breiten Masse am bekanntesten sein mag, diente dieses Stück doch als Titelmelodie für die Kinosendung des ORFs, namens "Trailer", mit Frank Hoffmann; "Moondog II" von 1971 hingegen beinhaltet 26 sogenannte Rounds und Kanons, eine besondere Art des Liedes, die - aufbauend auf nur wenigen Akkorden und Takten - nahezu unendlich lang gesungen werden kann (hierbei wird Moondog von seiner Tochter June unterstützt). Bei diesem zweiten Teil stechen vor allem der Madrigal "All Is Loneliness" (der später von Big Brother and The Holding Company - also Janis Joplins erste Band - eingespielt wurde!) und das berührende Round #26 (Pastorale)", das Moondog für die Harfinistin Gillian Stephens geschrieben hat, heraus.....

 

ANGELO BRANDUARDI: "Canta Yeats - Dieci ballate su liriche di William Butler Yeats" (Ariola 1986):
Die Besonderheit dieser Platte liegt eigentlich darin, daß sie trotz ihrer Schlichtheit in Arrangement, Melodie und Gesang umso mehr (oder gerade deswegen ?!) berührt und beim Zuhörer gleich beim ersten Mal bleibende Eindrücke hinterläßt. Der berühmte italienische Barde, der vor allem durch sein markantes Geigenspiel weltweit bekannt wurde, verzichtet hier auf pompöse Songstrukturen und läßt vielmehr die ausdrucksstarken Texte des englischen Dichters William Butler Yeats, die von Angelo Branduardis damaliger Ehefrau gekonnt ins Italienische übertragen wurden (beide Textvarianten finden sich im Booklet und lassen so einen guten Vergleich zu), sprechen. Somit bekommen die ohnehin schon wundervollen Gedichte Yeats eine weitere tiefgreifende Komponente, wobei so schöne Songperlen wie "La Canzone Di Aengus Il Vagabondo (The Song of Wandering Aengus)", "Il Violonista Di Dooney (The Fiddler of Dooney)" oder "Innisfree, L´Isola Sul Lago (The Lake Isle Of Innisfree)" auf der Platte verewigt wurden. Mein absoluter Lieblingssong ist aber "Nel Giardino Dei Salici (Down By The Salley Gardens)", dessen wundervoll schlichte, nur von einer einsamen Akustikgitarre vorgetragene Melodie, den eindringlichen Text Yeats noch mehr zu verstärken weiß. Alles in allem also eine schlichte Platte der leisen Töne, die dennoch lange beim Zuhörer nachhallen wird (es muß also nicht immer alles bombastisch perfekt produziert und überfrachtet sein, um beim Hörer anzukommen!!).....

 
 
 
 

BLUMFELD: "Old Nobody" (Big Cat 1999):
Und noch eine Platte der leisen Zwischentöne und schlichten, aber umso schönen und berührenden Songs. Nach ihren ersten beiden Platten "Ich-Maschine" (1992) und "L´Etat et Moi" (1994), wo es noch viel härter und rockiger zuging, und Änderungen im Line Up (die Bassistin Eike Bohlken verließ die Band und Bandmitglied Chris von Rautenkranz übernimmt nunmehr nur noch die Rolle des Produzenten), gingen Mastermind Jochen Distelmeyer und seine Jungs neue Wege und fanden endlich zu ihrem ureigenen Stil in Form von wundervoll eindringlichen Popsongs über die Liebe in all ihren Facetten: ausgehend von den für Blumfeld-Verhältnisse typischen Gedicht, das Distelmeyer zu Beginn der Platte vorträgt ("Eines Tages"), folgen 10 Songs, die immer auf ihre unterschiedliche Art zu berühren wissen: die Palette reicht vom allseits bekannten "Tausend Tränen tief", über "Mein System kennt keine Grenzen" (das den alten Blumfeld-Platten am nächsten kommt), über waschechte Balladen ("Ein Lied von zwei Menschen"), Experimentellem ("Pro Familia"), der Pet Shop Boys-Hommage "The Lord of Song" bis zum wunderschönen Abschluß mit "So lang es Liebe gibt" (dieser Song ist aber weniger kitschig, als er hier auf den ersten Blick zu sein scheint!). Somit ist den vier Jungs aus Hamburg bis dato eine ihrer besten Platten gelungen, die man als Konsumenten am besten dann genießen sollte, wenn die Sehnsucht nach Liebe gerade am größten ist: die Texte Distelmeyers zeigen hierbei große Gefühlstiefe und halten noch dazu so manch Tröstliches bereit......diesen Stil sollten auch die beiden Nachfolgeplatten "Testament der Angst" (2001) und "Jenseits von Jedem" (2003) konsequent und genial weiterführen......

 

CAROLE KING: "Tapestry" (EPIC 1971):
Carole King hatte bereits während der 60er Jahre gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann Jerry Goffin zahlreiche und erfolgreiche Songs wie das bekannte "Will You Love Me Tomorrow" für The Shirelles oder "(You Make Me Feel Like) A Natural Woman" für Diana Ross & The Supremes komponiert, ehe sie anfangs der 70er Jahre daran ging, ihre Songs einmal selbst zu singen; und prompt wurde das Album ein großer Erfolg, und Carole King schaffte bereits mit ihrer zweiten Platte  einen Meilenstein der Musikgeschichte, der seines gleichen sucht: auf dieser Perle des Pops finden sich so bekannte Songs wie "I Feel the Earth Move", "It´s Too Late", das berührende "Beautiful", mein absoluter Favourite "You´ve Got A Friend" (auf dem übrigens James Taylor Gitarre spielt und welcher später ebenfalls eine erfolgreiche Solokarriere einschlagen sollte!!), der simple, aber umso eindringliche Titel-Song "Tapestry", und schließlich jene beiden bereits oben erwähnten Songs, die man in den 60ern ja für andere Bands geschrieben hatte. Hervorzustreichen ist hierbei das unvergleichliche Klavierspiel der Carole King und ihr eindrucksvoll markanter und äußerst nuancenreicher Gesang; zwei Dinge, die zum großen Vorbild und erklärtem Ziel für Heerscharen von Singer-/Songwritern, die nachfolgen sollten, und die in King so eine Art Vorreiterin und Seelenverwandte sahen, wurden. Für Carole King bedeutete "Tapestry" zudem der Auftakt für eine erfolgreiche Solokarriere, die bis zum heutigen Tage andauern soll und zeitgleich noch so wundervolle Klassiker wie "Hard Rock Café" oder gar "Corazón" hervorbringen sollte. Zum 25-jährigen Jubiläum des Erscheinens der Scheibe wurde übrigens eine Art "Neuauflage" dieses Klassikers herausgebracht: unter dem Titel "Tapestry Revisted" versuchten sich namhafte Künstler wie z.B. die Bee Gees an den Songs, die sich auf dem Original-Album befunden hatten, um so diesem Meisterwerk nochmals zu huldigen.......