"Die Musik dringt von weit her
an mich fremd,
Ich erkenne Dich nicht mehr...." (Tilo Wolff) |
DIE FANTASTISCHEN VIER: "Vier
gewinnt" (Columbia 1992):
Wie
Ihr seht, höre ich hin und wieder auch HipHop, und in diesem Falle
ist es wohl ohne falsche Bescheidenheit ein Meilenstein im deutschen Hip
Hop-Bereich. Die Fantastischen Vier sind unbestritten die Vorreiter und
Wegbereiter in diesem recht jungen Genre, und trugen ganz bestimmt dazu
bei, daß sich in den deutschen Charts wieder vermehrt auch deutschsprachige
Musik finden läßt (wie z.B. "Fettes Brot; siehe nächster
Eintrag!). Für die 4 Jungs der Fantastischen Vier aus Stuttgart bedeutete
diese Platte nach einer eher unbekannten und noch unausgereiften Debut-Scheibe
den nationalen und internationalen Durchbruch: dazu trugen sicher auch
jene Songs bei, die heute - 8 Jahre nach Erscheinen der Platte - bereits
Kultstatus besitzen und wahre Klassiker in ihrem Genre sind: nämlich
das bekannte "Die Da", "Saft" (mit diesem lustigen Sample aus der Nackten
Kanone!), der Titelsong und schließlich "Laß die Sonne rein":
Dazu kommen die intelligenten Texte und natürlich die Musik selbst,
die Lebensfreude pur vermittelt. Daß aber die Fantastischen Vier
tatsächlich Talent besitzen und diese Scheibe keine Eintagsfliege
darstellt, sollten sie mit ihren Nachfolgeplatten (mir selbst gefiel der
Nachfolger "Die 4. Dimension" unheimlich gut, wohingegen die Verkaufszahlen
aufgrund des etwas geänderten Stils etwas anderes sprachen!) - man
denke nur an die LP "Lauschgift" mit ihren zahlreichen Hits wie "Sie ist
weg" oder "Locker bleiben" - und Soloprojekten während der gesamten
90er und bis zum heutigen Tage unter Beweis stellen..... Somit stellt diese
Platte den fulminanten Auftakt für eine Band dar, von der wir in den
nächsten Jahren noch viel hören werden......!!
FETTES BROT: "Außen Top
Hits, innen Geschmack" (Intercord 1996):
Die
Kollegen von den Fantastischen Vier, nämlich Fettes Brot (die in Hamburg
beheimatet sind), zeichnen sich vor allem durch ihre lustigen und äußerst
gewandten Texten aus, die beweisen, daß auch auf Deutsch guter Wortwitz,
Spielereien mit der Sprache im Allgemeinen und Kritik an der Gesellschaft,
aber auch der Spaß, den das Leben bieten kann, leicht zu vereinen
sind. Dementsprechend erübrigen sich bei dieser Scheibe Anspieltipps
meinerseits, denn ein jeder Track auf dieser Platte ist in textlicher und
musikalischer Hinsicht ein kleines Meisterwerk: sei es nun das allseits
bekannte "Jein", mit dem Fettes Brot nach ihrer bereits vielbeachteten
EP und dem Debut "Auf einem Auge blöd" (ja, der Wortwitz von Fettes
Brot zeichnet sich sogar bei ihrer Titeln ab!!) - auf dem sich ja ihr erster
großer Hit "Nordisch By Nature" befand - endgültig den
Durchbruch schafften, die Singleauskoppelungen "Mal Sehen", "Silberfische
in meinem Bett", das kritische "Schocktherapie", das berührende "Kleines
Kind" oder schließlich noch "Wildwechsel", ein Posse-Stück -
ähnlich ihrem Erfolg "Nordisch by Nature" aufgebaut, bei dem auch
andere Rapper (wie z.B. Max von Freundeskreis) zu Wort kommen oder gar
"Die Einsamkeit der Klofrau"..... immer wissen Fettes Brot zu überzeugen
und haben sich somit einen Fixplatz in der aufblühenden Hamburger
Hiphop-Szene längst verdient und auch gesichert..... Und, daß
Fettes Brot auch live "die Party rocken" (um bei den Worten der 3 Jungs
zu bleiben; wovon ich mich bereits 3x überzeugen durfte!), und trotz
ihres Erfolges ganz normale Menschen geblieben sind (davon konnte ich mir
zum Glück im Juni 2000 in der Wiener Arena ein Bild machen)....
ACE OF BASE: "Singles Of The
90s" (Polydor 1999):
Und
nochmals eine Scheibe, die einerseits für Neulinge besonders geeignet
ist, und andererseits dem eingefleischten fan die Möglichkeit gibt,
seine Sammlung auf einfache und schnelle Weise zu komplettieren. Der Bogen
spannt sich dabei von der dänischen 92er "First Recording - Version"
von "Wheel Of Fortune" über die Singleauskoppelungen ihres Debut-Albums
("All That She Wants", "Happy Nation" etc.), über die Auskoppelungen
der 2.LP (z.B. eine "Long Version" von "Never Gonna Say I´m Sorry
oder "Lucky Love") bis zu Flowers, ohne dabei nicht auf weitere Schmankerln
in Form von drei neuen (bisher unveröffentlichten) Tracks ("C´est
la vie", "Hallo Hallo" & "Love In December") und in Europa schwer erhältlichen
Songs der amerikanischen Ausgaben ("Everytime It Rains", "Don´t Turn
Around", "Living In Danger") zu verzichten. Fazit: eine Single-Anthologie
der ersten 10 Jahre der Ace Of Base - Bandgeschichte, die fast (warum fehlt
"Into The Night Of Blue"?!) keine Wünsche offen lässt......
ABBA: "ABBA Gold" (Polar Music
1992):
Als Erasure zu Beginn der
90er ihre EP "ABBA Esque" veröffentlichten, eine Hommage an die schwedischen
Popkönige der 70er, ahnten die beiden Briten nicht, welche Welle der
Begeisterung sie damit in der Folge auslösen sollten: plötzlich
waren ABBA wieder in aller Munde und wurden gar bei den Charts-verwöhnten
(oder gequälten?!) Kids hoffähig. Diese Compilation sollte diesem
Revival Rechnung tragen, und wurde prompt ein Riesenerfolg; und tatsächlich
hält diese Platte die größten Hits des schwedischen Quartetts
bereit und läßt somit jedes Fan-Herz höherschlagen. Die
Palette reicht dabei von "Waterloo", ABBAs Siegersong beim Songcontest,
über "Dancing Queen", "Money, Money, Money", "S.O.S.", und "Rest All
Your Love On Me" (das Erasure bereits auf ihrer schicksalsschwangeren EP
veröffentlicht hatten!!), "Chiquitita" (ABBAs Song für UNICEF)
und "Fernando" bis "The Winner Takes It All" und der allerletzten gemeinsamen
Single, namens "Thank You For The Music". Bei soviel guter Musik konnte
es natürlich nicht ausbleiben, daß ein 2. Teil "nachgeschoben"
wurde, der sich genauso gut verkaufen ließ..... ABBAs Taschen füllten
sich neuerlich mit Tantiemen, und die Fans von heute hatten endlich eine
Scheibe in Händen, die man getrost den ganzen Abend lang auf den Parties
rauf- und runterspielen konnte: denn, merke!, die Musik von ABBA ist so
genial und dabei so simpel (nur EINMAL soll mir so ein Ohrwurm einfallen
wie "Dancing Queen"!!), daß sie selbst heute noch gut ankommt......
ROGER HODGSON: "Open The Door"
(EMI 2000):
Roger
Hodgson ?! Das ist doch.....!! Ja, genau!! : der ehemalige Sänger
von Supertramp und nunmehriger Solokünstler, hat mit der Scheibe "Open
The Door" seine 4. Solo-Platte veröffentlicht. Für dieses Album
konnte Hodgson aus rund 80 (!) Songs wählen, die sich im Laufe der
Zeit (also praktisch seit seinem letzten Soloalbum!) angesammelt hatten.
Herausgekommen ist dabei eine Platte, die zwar in den wenigsten Fällen
an die guten alten Supertramp erinnert (ich weiß, es soll ja Leute
geben, die diese wundervolle Truppe partout nicht ausstehen können
!!) - abgesehen natürlich von Roger Hodgsons markante, leicht nasale
Stimme -, dafür aber nicht minder schöne Songs bereit hält.
Besonders berührt haben mich dabei die wunderschöne Liebesballade
"Love Is A Thousand Times", das fulminante "Open The Door", das schnelle
"Showdown", das sich mit dem Prediger-Unwesen in den USA auseinandersetzt,
das traurige "The Garden" und der abschließende Song "For Every Man".
Das Interessante an dieser Platte ist aber die Tatsache, daß Hodgson
stilistisch und hinsichtlich des Arrangements neue Wege beschreitet, ohne
dabei aber nicht noch immer wundervolle Popsongs "abzuliefern": es lassen
sich orientalische Einflüsse finden ("Death And A Zoo"), Samples (gar
von Königin Elisabeth und Ronald Reagan!), Kirchenorgeln und Männerchöre.....
Alles in allem eine Platte, die zu Unrecht in der Masse der Releases im
abgelaufenen Jahr unbeachtet geblieben zu sein scheint.....
THOMAS NEWMAN: "American Beauty"
(Dreamworks Records 2000):
Passend
zu einem der Film-Highlights des Jahres 2000, präsentiert sich auch
der Score zu American Beauty (zum Film selbst siehe meine Section
TV-Film!!) von Thomas Newman: wer so wie ich bereits die Musik vom
englischen Soundtrack-Komponisten Michael Nyman (z.B. "Das Piano") mochte
und zu schätzen wußte, der wird auch diese Musik von Thomas
Newman, der ganz im Geiste seines Vorbildes Nyman komponiert, richtiggehend
in sich "aufsaugen"!! Manchen mag der Score von Newman, ähnlich dem
Stil von Nyman, zu kompliziert und anstrengend sein, und diese Art von
Musik ist wahrlich nichts zum "Darüberstreuen" oder gar zur Berieselung
gedacht. Wer sich aber traut, sich auf die musikalische Filmreise anzulassen,
entdeckt wirklich gute Musik, bei der sich nach genauem Hinhören 3
Motive herauskristallisieren: jenes von Erzähler Lester Burnham (=
Titel- und Endcredits; das Motiv wird immer wieder gerne für diverse
Werbespots verwendet!), jenes vom Nachbarsjungen mit der Videokamera und
schließlich das besonders berührende Thema der American Beauty
Angela selbst (der Grund warum ich mir die Platte überhaupt gekauft
habe; denn wer einmal diese leisen Pianotöne des American Beauty-Themas
gehört hat, vergißt sie nicht mehr so leicht!!)...... Fazit:
ein wundervoller Score für einen wundervollen Film.....!!